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Richard Wagner für das 21. Jahrhundert, 2004

Opernhäuser für das 21. Jahrhundert

In einer frühen Idealvorstellung strebte Richard Wagner eine Oper für alle an. Dieser Anspruch war zu seiner Zeit ein revolutionärer Gedanke und letztendlich unter den gegebenen Umständen kaum einzulösen. Ottmar Hörl greift Wagners Gedanken vor dem Hintergrund heutiger Möglichkeiten der elektronischen und technischen Reproduzierbarkeit auf und verlegt den Spielort seiner „Oper für alle“ in das Auto, das in der heutigen Zeit zu einem alltägliche Gebrauchsgegenstand geworden ist. Im Rahmen seines Konzeptes werden anlässlich der diesjährigen Wagner-Festspiele in Bayreuth acht Kleinwagen der Marke Smart in unterschiedlichsten Anordnungen im Stadtzentrum inszeniert. Alle Autos sind als „Opernhäuser des 21. Jahrhunderts“ optisch gekennzeichnet. Sie sind tagsüber geöffnet und interessierte Besucher können einsteigen, um darin Wagner-Opern zu hören. Das Programm der „Opernhäuser des 21. Jahrhunderts“ entspricht dem Festspielprogramm. „Da wir relativ viel Zeit im Auto verbringen“, erläutert Hörl sein Konzept, „ist der Ausstattungsstandard dementsprechend hoch entwickelt: bequeme Sitze, optisch ansprechende Innenausstattung und ein Audiopaket vom Feinsten. Wenn wir noch die im Innenraum bekanntermaßen gute Akustik mit einbeziehen, ist das Klangerlebnis in einem Auto als optimal zu bewerten.“

Wagners Hund Russ

Für Ottmar Hörl wird hier  der Künstler Richard Wagner über seine Beziehung zum Tier als Mensch in seiner Menschlichkeit sichtbar. „Es ist den Chronisten nicht gelungen“, so Ottmar Hörl, “den sympathischen Menschen  in Richard Wagner sichtbar werden zu lassen. Mir geht es darum, die Person Wagners jenseits des Starkultes greifbar zu machen, ihn aus dem künstlerischen Olymp herauszuholen und somit erreichbar zu machen.“ 

Als Sinnbild für menschliche Anteilnahme und Mitgefühl verweist Wagners Hund auf den liebenswerten Menschen Richard Wagner, der wie jeder andere Mensch auch Teil eines alltäglichen sozialen Gefüges ist. Richard Wagner war Zeit seines Lebens ein sehr naturverbundener Mensch. Spaziergänge und Wanderungen waren Teil seiner Inspiration, Welt im Zusammenhang zu sehen. Hunde waren seine Begleiter und Teil seines Lebens. Die enge Beziehung Wagners zu Tieren ist aus allen Lebensabschnitten des Künstlers belegt – darunter unter anderem durch die Briefwechsel mit Minna Wagner, Mathilde Maier und Mathilde Wesendonk sowie durch die Tagebuchaufzeichnungen von Cosima Wagner. In einem Brief an Ernst von Weber 1879 wendet sich Wagner explizit gegen die „Folterkammern der Wissenschaft“ und ist damit einer der frühen Gegner von Tierversuchen. Als künstlerisches Material für die plastische Skulptur „Wagners Hund“ wählt Ottmar Hörl einen Neufundländer, der zu Wagners Lieblingshunden gehört. In einer etwa 70 cm hohen, schwarzen Kunststoffausführung werden rund 800 Hunde für den gesamten Ausstellungszeitraum einer jeden Parkbank im Bayreuther Stadtgebiet zugeordnet.

Wagner und Liszt

Franz Liszt war einer der bedeutendsten Förderer Richard Wagners. Beide Männer verband eine tiefe Freundschaft, die – wenn auch zwischenzeitlich durch zahlreiche Missverständnisse getrübt – fast 30 Jahre andauerte. Liszt half dem während der Revolution des Jahres 1848 politisch verfolgten Wagner bei seiner Flucht aus Dresden und setzte sich in schwieriger Zeit unter anderem für die Uraufführung des Lohengrin am Weimarer Theater ein. Ottmar Hörl widmet der Beziehung zwischen Richard Wagner und seinem Schwiegervater Franz Liszt eine Arbeit, die während der Bayreuther Festspiele 2004 im Stadtmuseum Bayreuth zu sehen ist. Hier installiert der Künstler in einem Projektraum eine Serie von sechs auf Sockeln montierte Wagner-Köpfe, die sich um die eigene Achse drehen. Im Zentrum des Raumes befindet sich – quasi in sich ruhend – eine unbewegliche Büste von Franz Liszt, die den rotierenden Wagner beobachtet. Im Hintergrund ist ein Summen zu hören, das den Prozess der Entstehung von Musik andeutet. Für Ottmar Hörl verkörpern Wagner und Liszt zwei Antipoden, die gegensätzlicher nicht sein können und trotzdem einander anziehen. Franz Liszt steht als in sich ruhender Pol einem rastlos suchenden Richard Wagner gegenüber und wirkt so befruchtend auf dessen Arbeit.

 

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